Richard

Richard
I
Rịchard,
 
Herrscher:
 
 Heiliges Röm. Reich:  
 1)Rịchard von Cornwall [-'kɔːnwəl], König (seit 1257), * Winchester 5. 1. 1209, ✝ Berkhampstead Castle (bei Hemel Hempstead, Hertfordshire) 2. 4. 1272; Sohn des englischen Königs Johann I. ohne Land aus der Dynastie der Plantagenet, Bruder von König Heinrich III. von England, ab 1227/38 Earl of Cornwall; gründete 1242 die Abtei Hailes (Gloucestershire), in der am 13. 4. 1272 begraben wurde. Er wurde als Gegenkandidat zu Alfons X. von Kastilien und León am 13. 1. 1257 von den Kurfürsten von Köln (stellvertretend auch für Mainz) und von der Pfalz vor den Toren Frankfurts am Main zum Römischen König gewählt und am 17. 5. 1257 in Aachen gekrönt. Vertreter König Ottokars I. von Böhmen billigten die Wahl nachträglich. Das Königtum Richards, der während seiner Regierungszeit nur knapp vier Jahre in Deutschland verbrachte, blieb wie das seines Gegenkönigs Alfons von Kastilien so bedeutungslos, dass diese Zeit als Interregnum bezeichnet wird.
 
 England:  
 2) Rịchard I., genannt Richard Löwenherz, englisch Richard the Lion-heart oder lion-hearted ['rɪtʃəd ȓə 'laɪənhaːt, 'laɪənhaːtɪd], französisch Richard Cœur de lion [ri'ʃaːr kœːr də li'ɔ̃], König (seit 1189), * Oxford 8. 9. 1157, ✝ Châlus (bei Limoges) 6. 4. 1199, dritter Sohn Heinrichs II. von England und der Eleonore von Aquitanien; erhielt schon als Kind das mütterliche Erbe Aquitanien (1168) und wurde 1172 Herzog von Poitiers. 1190-92 nahm er am 3. Kreuzzug teil. Dabei brachte er 1191 Zypern in seine Gewalt, eroberte mit dem Kreuzfahrerheer Akko, schlug Sultan Saladin bei Arsuf (nördlich von Jaffa) und zwang diesen 1192 zu einem Waffenstillstand. Auf der Rückreise wurde er im Dezember 1192 bei Wien durch Herzog Leopold V. von Österreich gefangen genommen und auf Burg Dürnstein festgehalten, 1193 an Kaiser Heinrich VI. ausgeliefert (Gefangenschaft auf Burg Trifels in der Pfalz), der ihn 1194 gegen hohes Lösegeld und nach Leistung des Lehnseides freiließ. Der Bericht von der Befreiung des Königs durch den Sänger Blondel ist Sage. In seinen letzten Regierungsjahren musste sich Richard gegen seinen jüngsten Bruder Johann (I.) ohne Land durchsetzen und seine festländischen Besitzungen gegen den französischen König Philipp II. Augustus verteidigen, mit dem er 1199 einen Waffenstillstand abschloss. Richard repräsentiert mehr den abenteuernden Ritter als den zielstrebigen Herrscher; seine Aufenthalte in England waren gezählt. In einer Fehde mit dem Vizegrafen von Limoges, einem kleinen Vasallen, wurde er bei einer Belagerung durch einen Pfeil tödlich verwundet. Seine Gebeine ruhen neben denen seiner Eltern in der Abtei Fontevrault.
 
 
 
J. Gillingham: R. Löwenherz. Eine Biogr. (a. d. Engl., Neuausg. 1990).
 
 3) Rịchard II., König (1377-99), * Bordeaux 6. 1. 1367, ✝ Pontefract Castle (bei Leeds) 14. 2. 1400; Sohn des »Schwarzen Prinzen« Eduard, Enkel Eduards III.; bewies bereits als Vierzehnjähriger persönlichen Mut und Umsicht, als im Bauernaufstand von 1381 die Bauernheere London plünderten; stand bis 1386 unter der Vormundschaft seines Onkels John of Gaunt, Herzog von Lancaster, und 1386-89 v. a. unter dem Einfluss von Thomas Woodstock (* 1355, ✝ 1397), Herzog von Gloucester, und einem Kontrollausschuss (Lords Appellant). Erst 1389 übernahm er selbst die Regierung Innenpolitisch verstrickt in schwere Auseinandersetzungen mit Teilen des Hochadels, schloss er während des Hundertjährigen Krieges 1396 einen Waffenstillstand mit Frankreich, der durch eine Heirat mit der französischen Königstochter Isabella bekräftigt wurde. 1397/98 gelang es ihm, seine innenpolitischen Widersacher auszuschalten und ein autokratisches Willkürregiment zu errichten. Dies führte jedoch 1399 zur Erhebung von John of Gaunts Sohn Heinrich (IV.), der ihn mit Zustimmung des Parlaments zur Abdankung (30. 9. 1399 zwang; als Gefangener wurde er wahrscheinlich ermordet. - Drama von Shakespeare.
 
 
A. B. Steel: R. II. (Cambridge 1941, Nachdr. ebd. 1962);
 K.-F. Krieger: Gesch. Englands, Bd. 1: Von den Anfängen bis zum 15. Jh. (1990).
 
 4) Rịchard III., König (seit 1483), * Fotheringhay Castle (bei Corby) 2. 10. 1452, ✝ (gefallen) Bosworth 22. 8. 1485; Herzog von Gloucester (seit 1461), jüngerer Sohn des Herzogs Richard von York (✝ 1460), Bruder Eduards IV., leistete diesem wertvolle Dienste. Nach dessen Tod (1483) brachte er den Thronfolger Eduard V. in seine Gewalt, ließ die Ehe Eduards IV. für ungültig erklären und setzte seine Erhebung zum König durch (Beginn seiner Herrschaft am 26. 6. 1483, Krönung am 6. 7. 1483). Seine Gegner ließ er hinrichten oder einkerkern. Auf sein Geheiß oder zumindest mit seiner Duldung wurden wohl auch seine beiden Neffen Eduard V. und Richard von York im Tower ermordet (1483), auch wenn dies in der Literatur immer wieder bestritten wird. Richard fiel in der Schlacht bei Bosworth (Ende der Rosenkriege). - Drama von Shakespeare.
 
 
P. M. Kendall: R. III. (a. d. Engl., 21980);
 K. M. Eising: R. III. (1989);
 K.-F. Krieger: Gesch. Englands, Bd. 1: Von den Anfängen bis zum 15. Jh. (21996).
 
 Trier:  
 5) Rịchard von Greiffenclau, Erzbischof und Kurfürst von Trier (seit 1511), * 1467, ✝ Wittlich 13. 3. 1531; gehörte bei der Wahl Karls V. zu dessen entschiedensten Gegnern. Auf dem Wormser Reichstag 1521 suchte er M. Luther zum Widerruf zu bewegen. 1522 verteidigte er Trier gegen den Angriff Franz von Sickingens; beteiligte sich 1525 an der Niederwerfung der aufständischen Bauern. 1527 zum kaiserlichen Rat ernannt, verhinderte er einen Krieg als Folge der Packschen Händel.
 
II
Richard
 
['rɪtʃəd], Sir (seit 1995) Cliff, eigentlich Harry Roger Wẹbb, englischer Rockmusiker (Gitarre, Gesang), * Lucknow (Indien) 14. 10. 1940; hatte 1958 mit »Move it« im Stil von E. Presley seinen ersten Hit und entwickelte sich mit der Gruppe The Shadows zu Englands beständigstem Rockidol (»Congratulations«, 1968; »Power to all our friends«, 1973; »We don't talk anymore«, 1979; »The only way out«, 1982).

Universal-Lexikon. 2012.

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